Fische und Kolibris oder bessere Entwicklungshilfe in Togo

Chantal Kloecker kritisiert Entwicklungshilfepraktiken und schlägt Lösungen vor

Trotz des Regens und der Angst vor dem Coronavirus trafen sich zur Teatime am 5. März 2020 rund zwanzig interessierte Zuhörer, überwiegend Frauen, im Treffpunkt von „Puzzle-Frauen für Dialog und Toleranz“ in Neuss, um Chantal Kloecker zuzuhören, die von ihren Erfahrungen als Leiterin des EFIDO-Projekts in Togo berichtete. Seit ihrem ersten Besuch in Atakpamé (Togo) im Jahr 2009 mit Schülern des Französischen Gymnasiums Düsseldorf war diese Französin mit deutschem Pass an der Entwicklung eines Dutzends Dörfer beteiligt. Sie warf einen kritischen Blick auf die vielen humanitären Maßnahmen in Togo: Der Lebensstandard der Bevölkerung und ihr Gesundheitszustand haben sich nicht verbessert, sie haben sich in vielen Regionen sogar verschlechtert. Diese Politik kleiner und großer Entwicklungshilfeorganisationen ähnelt einem Salzstreuer, der hier und da eine von ihren Herrschern vernachlässigte Bevölkerung triftt und erneut zeigt, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist. Die Folgen sind verheerend: Korruption der Mächtigen, Armut, Krankheiten, Kriege, Auswanderung, Migration … Eine der von CK vorgeschlagenen Lösungen wäre, dass die reichen Länder faire Preise für afrikanische Rohstoffe zahlen und korrupte Regierungen nicht mehr unterstützen.

Mittlerweile engagiert CK sich für den Verein LHL für Hilfsprojekte in Togo, zudem arbeitet sie seit ihrer Pensionierung vor 2 Jahren im „Senior Experten Service“ (SES) mit. Den Gästen bei Puzzle berichtete sie über positive Beispiele der Entwicklungshilfe und erklärte zuerst einen Teil des Titels ihres Vortrages „Der Fisch und der Kolibri“: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre ihn zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“. Es geht also darum Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die 64-jährige erklärte anhand ihres Projektes EFIDO 1 und 2 , wie sie dieses Ziel erreichen will: EFIDO ist ein landwirtschaftliches Zentrum, das von LHL und seinen togolesischen Partnern gegründet wurde und 10 km nördlich von Atakpamé in Togo liegt. Aufgaben: Ausbildung zur Verbesserung der Landwirtschaft. Dort können die Landwirte der Region innovative Anbaumethoden kennenlernen, wie die Herstellung von natürlichen Pestiziden, Kompost, Agroforst, biologischer Sojabohnenanbau, neue Aufforstungstechniken, Herstellung von effizienten Kochern, Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, innovative Anbaumethoden usw …

Kocher aus Lehm von und für Frauen: CO-Gase und Rauch sind Haupttodesursache für Frauen in Togo. EFIDO zielt darauf ab, ihre Gesundheit und die ihrer Kinder durch die Einführung kostengünstiger, effizienter Lehm Kocher zu verbessern. Sie produzieren wenig CO und wenig Rauch und der Holzverbrauch ist reduziert, was die Restwälder und Humanressourcen schont. Dies spart auch CO2. Diese Kocher sind das Ergebnis einer aktiven technologischen Zusammenarbeit seit 2015 zwischen togolesischen und deutschen Partnern. EFIDO fördert die Ausbildung von Frauen in Technik, Verarbeitung von Grundprodukten, Management und bietet finanzielle Unterstützung zur Ausbildung von Frauen in Führungspositionen. Sie sollen dazu gebracht werden, sich selbst zu stärken, indem sie Herstellerinnen und Verkäuferinnen dieser Kocher werden. Auf diese Weise können sie ihre Einkommen, ihre Gesundheit und den Lebensstandard ihrer Familien verbessern.

2 000 Kopfbäume für eine nachhaltige Holzversorgung: Darüber hinaus werden 2.000 Akazien von Männern gepflanzt und dann zu „Kopfbäumen“ geschnitten, wodurch in Zukunft eine regelmäßige Brennholzversorgung möglich sein wird. Dies sichert eine mehrjährige Versorgung mit Holz für Frauen, zusätzliches Futter für Tiere und einen wirksamen Schutz vor Stürmen für alle Bewohner. Akazien bilden Stickstoff mit ihren Wurzeln und düngen so den Boden, den sie auch binden. Sie mildern so die Auswirkungen des Klimawandels, der in Togo leider immer spürbarer wird. Sie werden im Wechsel mit Nahrungspflanzen (Mais, Soja…) nach der Agroforstmethode in Reihen gepflanzt. Die Produktion und Verwendung von Bio-Kompost, von Holzkohlestaub und Bio-Insektiziden verbessern die Quantität und Qualität der Pflanzen. Die Kraft für diese Projekte kommt aus der Basis und dem Bewusstsein der Bevölkerung für die Dringlichkeit dieser Maßnahmen. Da sie für den Erfolg des Projekts von wesentlicher Bedeutung ist, werden dafür Sensibilisierungs- und Schulungsseminare durchgeführt. Das Projekt Efido läuft jetzt im 3. Jahr. Nach diesem äußerst informativen und anregenden Vortrag von Frau Kloecker zum Internationalen Frauentag wurden Fragen beantwortet und bei Gebäck und Tee weiter über dieses Thema lebhaft diskutiert. Viele der Besucher äußerten den Wunsch, ähnliche Vorträge hören zu wollen und dankten den Gastgebern und der Vortragenden für ihren Einsatz.

Weitere Infos: LHL (www.l-h-l.de) e.V. bedeutet „Lernen-Helfen-Leben“ und wurde vor über 30 Jahren gegründet. LHL ist in mehreren afrikanischen Ländern tätig, z.B. in den Bereichen biodynamischer Landwirtschaft, Bildung, Wiederaufforstung, Haus- und Solarenergie, Frauen- und Familienpolitik … Der SES-Bonn (Senior Experten Service www.ses-bonn.de) unterstützt Entwicklungsprojekte durch Entsendung von Experten nach Togo.

Fotoalbum zur Veranstaltung:

Tea Time mit Chantal Kloecker