Was wollt Ihr denn in Bosnien?

Diese Frage stellten sich die 6 Frauen aus Neuss nicht, die am 1. Oktober 2016 unter Durdu Yavuz Leitung der Puzzle-Frauen mit der Fluggesellschaft Wizz-Air nach Tuzla flogen und 4 sehr schöne, interessante ja unvergessliche Tage in Bosnien-Herzegowina erlebten.

Der Weg von Tuzla nach Sarajewo (so 100km) ging durch eine malerische, bergige, waldreiche und von schmucken farbigen Häusern belebte Landschaft. Denis, ein junger Jurastudent, Bosnier aus Sarajewo, ließ keine unserer Fragen unbeantwortet. Er sprach türkisch, Durdu übersetzte. Er hatte die türkische Sprache in seiner Kindheit als Flüchtling während des Krieges (1991-1995) in der Türkei gelernt. In Mostar führte uns eine junge Bosniakin( Bosniaken heißen bosnische Staatsbürger, die den islamischen Glauben haben) die Germanistik studiert hatte und die deutsche Sprache während des Krieges als Flüchtlingskind in Hamburg bei ihrer Tante gelernt hatte. Am dritten Tag waren wir eingeladen bei einer jungen bosnischen Frau, die ebenfalls perfekt deutsch sprach mit amerikanischem Akzent und amerikanischem offensiven Lachen, die mit ihrem Mann nach den Jahren als Kind in Deutschland nach Amerika gegangen war, wo ihr Mann seinen Master gemacht hatte. Nun waren sie mit ihren Kindern in die Nähe von den Eltern gezogen, wohnten seit einigen Monaten in einer schönen, teuren Neubauwohnung und sie sah optimistisch in die Zukunft.

Sarajewo, Travnik und Mostar waren unsere Tagesziele. Sarajewo ist eine unglaublich lebendige Stadt. In der Altstadt begegnen sich Orient und Okzident, voll verschleierte Frauen und solche mit tiefen Ausschnitten und kurzen Röckchen, tätowierte Männer im Hemdchen und traditionell unauffällige. Viele Moscheen aus der 400Jahre dauernden Osmanenzeit, eine große katholische Kirche aus der Österreich-Ungarischen Zeit, eine schöne Kirche für die orthodoxen Bosnier steht in der Nähe des von Tito errichteten Friedensplatzes.

Auch die Gebäude und Straßenzüge geben Zeugnis von den unterschiedlichen Epochen.

Sarajewo (Schloss im Tal) liegt wunderschön, sich im Fluss spiegelte Bogenbrücken führen von der Altstadt durch Parks in die neueren Stadtteile. Das Tal ist nicht eng, doch bilden die bewohnten Hügel und Berge eine harmonische Einrahmung und Begrenzung der Siedlung.

Mostar: Weltkulturerbe. An der Brücke steht auf einem Stein eingemeißelt: „1993 Don`t forget“. Nach der totalen Zerstörung von Stadt und Brücke wurde dieses Weltkulturerbe wieder zum Touristenmagnet. Die Brücke, die sich in wunderbarem Bogen über den Fluss  Neretva wölbt, ist trotz des Starkregens und Nebels über den schroff ansteigenden Bergen voll von Touristen. Die Gegend um Mostar, eigentlich für die trockenste und heißeste in Bosnien bekannt. Wir aber mussten uns vor den Sturzbächen vom Dach der Moschee ins Innere flüchten und konnten dort den großen Wandteppich bewundern, den der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand der Gemeinde Mostar als Dank für den ihm bereiteten ehrenvollen Empfang geschenkt hatte. Wir genossen dann, vor Regen geschützt, auf der Terrasse die frische Forelle aus dem großen Stausee der Neretva. Überhaupt sorgte Denis, unser Führer, ständig dafür, dass wir klassische und für das Land typische Gerichte in sehr ansprechenden Lokalen vorgesetzt bekamen. Nach Durdu und Züleyha hat die bosnische Küche überhaupt viel Ähnlichkeit mit der türkischen Küche, was auch kein Wunder ist, dauerte die osmanische Zeit doch 400 Jahre bis 1878. Die heutige freundliche Gesinnung der Bosnier den Türken gegenüber rührt  besonders von der großzügigen Hilfe der Türken nach dem Krieg 91/95 her.

Das Derwischhaus direkt im Karstgebirge, an einem Felsen hängend über einer tief aus dem Gebirge aufsteigenden Quelle, dieses Haus, in der Zeit Titos vernachlässigt, ist heute ein Touristenwallfahrtsort der wieder einen Weg in die kulturelle Vielfalt Bosniens bezeugt.

Travnik: im 18. und 19. Jahrhundert  Sitz der osmanischen Wesire. Wir wollen die Stadt in  einem Tal in Zentralbosnien, eingerahmt von einer großartigen Bergkulisse, kennen lernen. Die Bunte Moschee mit ihren Bauten für Geschäfte im Untergeschoss und einige altbosnische Häuser sind interessant, doch besonders eindrucksvoll ist für und der Besuch eines Internates (Träger Ditib), wo Mädchen und Jungen gerade Pause haben und gerne bereit sind mit uns auf Englisch zu sprechen.

Eine mittelalterliche Burg, seit einigen Jahren Weltkulturerbe ist Zeuge einer Zeit, in der bosnische Feudalherren und Könige das Land regierten mit und gegeneinander bis dann 1463 Bosnien unter die Osmanische Macht fiel mit Sultan Fatih Mehmed. Der Blick von der Burg bei schönem Wetter muss atemberaubend sein.

Am letzten Tag besuchten wir den Tunnel und die internationale Burch Universität.

Der 800m lange Tunnel, im Krieg unter dem Flughafen gegraben, zeigte uns die leidvolle jüngere Vergangenheit. Die Universität die Zukunft mit dem Willen für einen entschiedenen Neuanfang .

Ein herzliches Dankeschön an die Organisatorinnen für diese bereichernden Tage.

Für die Gruppe Silvia Hausmann

Fotos Kulturreise Bosnien 2016
Kulturreise Bosnien 2016