„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, so formulierte  einmal der bedeutende jüdische Religionsphilosoph Martin Buber – ein Wort, das nicht nur für die Begegnung zwischen einzelnen Menschen, sondern ebenso im interreligiösen Dialog Geltung hat.

Schon lange wissen wir Christen um die große Bereicherung unseres Glaubens und unserer Spiritualität durch die christliche Ökumene –  neue und vielfältige Wege sind in den letzten Jahren zwischen den Gemeinden bereits gesucht und gegangen worden.

Am Donnerstag, dem 16. Februar 2017,  fanden nun die `Puzzle Frauen´ den Weg in unsere Gemeinde. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe engagierter Damen, welche sich mit großem persönlichem Einsatz um Verständigung und Dialog zwischen den Kulturen – und damit auch zwischen den Religionen – bemühen. Hierfür wurden sie bereits mit dem Integrationspreis RKN sowie dem Deutschen Bürgerpreis der Sparkasse ausgezeichnet.

Ein erster Kontakt zu unserer Gemeinde fand bereits in der Nacht der offenen Kirchen statt. Die Vorstandsvorsitzende der Puzzle – Frau  Durdu Yavuz – beteiligte sich damals am gemeinsamen Friedensgang der Innenstadtkirchen. An diesem Abend entstand auch die Idee zu einer Kirchenführung in St. Pius X.

Da die Gruppe jedoch bereits bei kunsthistorischen Führungen das Quirinus Münster und zuletzt auch den Aachener Dom kennengelernt hatte, stand von Anfang an fest, dass der Schwerpunkt dieses Mal ein „persönlicherer“ sein sollte. Und so durften Frau Marie – Louise Dammer und ich am 16. Februar einen interessanten und anregenden Nachmittag mit 12 Damen muslimischen Glaubens sowie einer evangelischen und einer katholischen Christin verbringen. Verabredungsgemäß ging es bei der Kirchenführung neben architektonischen, historischen und kunsthistorischen Aspekten unserer Pfarrkirche besonders auch um die „Kirche als einen Ort gelebten Glaubens“. Gerade hieran zeigte die Gruppe ein lebhaftes Interesse und stellte vielfach Parallelen zur eigenen Glaubenspraxis her. Bezüglich der Sakramente standen zwar erwartungsgemäß Taufe und Eucharistie im Fokus der Nachfragen, doch waren einige in der Pflege tätige Damen auch sehr an Erläuterungen zur Krankensalbung interessiert. Als „krönenden Abschluss“ führte Frau Dammer, eine der fünf „Schöpferinnen“ des Pius – Kreuzweges, in dessen Entstehungsgeschichte und Bildwelt ein: Jesus wird auch  im Islam als Prophet „Isa“ ebenso wie seine jungfräuliche Mutter hoch geachtet und verehrt, starb jedoch nach allgemeiner muslimischer Lehre nicht am Kreuz. Bei ihren Ausführungen gelang es Frau Dammer in berührender Weise zu verdeutlichen, wie die Meditation und Betrachtung des Kreuzweges – auch unabhängig von theologischen Interpretationen – bereits sehr jungen Menschen (z.B. bei der Erstkommunionkatechese) eine Möglichkeit der Auseinandersetzung mit persönlichen Leiderfahrungen eröffnen kann.

Natürlich kann und darf aber beim „Dialog“ auch der persönliche Austausch nicht zu kurz kommen! Und so gab es, nachdem wir zum Abschluss des offiziellen Teils das Friedensgebet von Hermann Schalück zum „Dialog zwischen den Religionen“ aus dem „Gotteslob“ gesprochen hatten, im Pfarrheim Gelegenheit zur gemütlichen Begegnung bei Tee und Keksen.

Brigitte Lowis

Foto: Brigitte Lowis